Reiseerlebnise von wupperhell

Meine erste Mehrtagestour in diesem Jahr sollte mich Ende April 2018 in 5 Tagesetappen auf der RLR von Detmold nach Xanten führen. Leider dieses Mal als Alleinradler, was im Nachhinein aber für ganz andere Erlebnisse sorgte, als wenn man mit mehrere Personen unterwegs wäre. Und… ich wollte einmal ohne technische Hilfsmittel auskommen, sprich nur nach der ausgewiesenen Beschilderung fahren. Dieses stellte sich als nicht immer so ganz einfach dar und so musste doch so manches Mal das Handy zu Hilfe genommen werden.

Tag 1 Detmold – Paderborn

Start am Samstag, den 21.04.2018 mit dem Zug von Wuppertal nach Detmold. Prima Bahnverbindung, Aufzug (bis auf den Start in Wuppertal) auf allen Umsteigebahnhöfen vorhanden. Der Einstieg in die Route war nicht gleich ersichtlich. Hier würde sich auf dem Bahnhofsvorplatz in Detmold eine sichtbarere Beschilderung anbieten. Das Hermannsdenkmal ließ ich sprichwörtlich links liegen. Zu oft war ich in der Vergangenheit schon dort. Da galt es lieber Detmold mit seiner Altstadt und dem Residenzschloss einen Besuch abzustatten.  Vorbei am LWL Freilichtmuseum ging es anschließend auf schattigen Wegen mit nur leichten Anstiegen Richtung Berlebeck mit seiner Adlerwarte und anschließend zu den Externsteinen bei Horn-Bad Meinberg. Die Besteigung der Externsteine würde ich Jedem empfehlen. Trotz Samstag war es nicht zu voll und es gab grandiose Ausblicke. Allerdings sollte man nicht unbedingt unter Platz- oder Höhenangst leiden. Die Treppen sind so manches Mal schon eng und steil. Weiter über Forstwege, durch herrlichen Mischwald, mal hoch mal runter, aber immer zu schaffen. Kurz vor Kohlstädt an einem hübschen Rastplatz mit dem Hintergrund einer historischen Feldsteinbrücke unter der munter in Kaskaden ein Bach sich durchschlängelt, muss ich dann feststellen, dass nach 3 Stunden Fahrt mein Hinterrad einen Platten aufwies. Frau, dazu noch blond und dann am Hinterrad einen Platten… das geht ja gar nicht. Begegneten mir bisher an der Strecke nur wenige Gleichgesinnte, hatte ich jetzt Glück, kamen doch 5 Radfahrer um die Kurve. Bereitwillig boten Sie mir an, mir den Schlauch zu wechseln. Ruckzuck, war dieses Problem gelöst. Und damit nicht genug. Da dies so ein schöner Platz war, wurde kurzerhand beschlossen zu rasten. Im Nu war alles Mitgebrachte ausgebreitet: Gurken, Tomaten, Oliven, Schafskäse, Brot, schwarzer Tee. Da half keine Ausrede. Nicht nur, dass mir mein Rad repariert wurde, jetzt musste Ich auch unbedingt noch mit picknicken. Sowas kann Einem auch nur als Alleinreisendem passieren. Frisch gestärkt ging es dann auf den Weg nach Bad Lippspringe. Absolutes Muss: der Arminiuspark/ Jordanpark mit der Quelle der Lippe  sowie der Arminius/ Jordan/ Liboriusquelle. Für einen Besuch des ehemaligen Gartenschaugeländes (kostenpflichtig!) im Kaiser-Karls-Park blieb hingegen keine Zeit mehr. Denn mein Ziel für den heutigen Tag war Paderborn. Als Quartier wählte ich das Hotel „Aspethera“. Ruhig gelegen und doch nur wenige Meter vom Paderborner Dom entfernt. Zimmer/ Bad top und vor allen Dingen mal ein geräumiges Bad. Mein Fahrrad kam in der Tiefgarage des Hotels unter, in der sich dafür ein abgeteilter Raum befindet, welcher nur mit dem Zimmerschlüssel geöffnet werden kann. Kulinarisch sind das „Deutsche Haus“ oder Diesem schräg  gegenüber das „Brauhaus“ zu empfehlen. Da schönes Frühsommer Wetter herrschte war auf den Wiesen des Paderquellgebietes jede Menge los. Super wie hier das Gebiet in die Stadtplanung mit einbezogen wurde. Hier ließ es sich gemütlich den Tag ausklingen.

Tag 2 Paderborn – Lippborg

Nach einem schmackhaften Frühstück ging es wieder auf’s Rad. Der Einstieg in die Route ist am Dom leicht zu finden. Und so ging es schnell auf idyllischen Wegen durch die Paderanlagen, vorbei am Padersee als erstes Richtung Schloss Neuhaus. Sehenswert die Barockgartenanlage. Von dort wählte ich die Wegschleife am Boker-Heide Kanal entlang Richtung Delbrück. Für mich im Nachhinein der reizvollste Teil der Tour. Km lang geht es auf größtenteils baumgesäumten Alleen neben dem Kanal her. Mal wildromantisch, vorbei an unzähligen Wehren ist es einfach Genussradeln, mit vielen Stopps um dies auch bildlich festzuhalten.Nach einem kurzen Abstecher in die kleine Altstadt von Delbrück geht es am Kanal weiter, bis kurz vor Lippstadt dann wieder die Lippe erreicht wird. Auch hier ein Traum, wie ein ganzes Gebiet Zugang zur Lippe erhielt. Nach Besichtigung der Altstadt und Stärkung bei einem Stück Erdbeer-Sahne Torte führte mich mein Weg weiter entlang der Lippe auf Lippborg zu. Auf halber Strecke taucht das Schloss Hovestadt vor mir auf. Besichtigung des Schlosses selber nicht möglich, aber der Barockgarten ist frei zugänglich und sollte bei Interesse unbedingt eingeplant werden. Es ist früher Abend und ich habe eigentlich nur noch 6 km bis zu meinem eigentlichen Ziel des Tages, da macht ein Gewitter mit Starkregen eine Weiterfahrt erst einmal unmöglich. Unterschlupf finde ich im Landhof/Saloon Kesseler. Toller Biergarten im Innenhof, dessen Nutzung sich bei dem Unwetter leider gerade nicht anbietet. So bleibt es im Saloon (witzig) erst einmal bei einem Radler und der Frage, wann komme ich weiter. Wie es der Zufall will, komme ich ins Gespräch mit dem Besitzer selbst und er bietet mir an, mich und mein Fahrrad mit seinem Transporter nach Lippborg zu fahren. Wahnsinn denke ich da, nehme das Angebot aber gerne an. Bei Regen fahren ist ja kein Problem, aber Gewitter…. Oh no.  Als ich dann wenigstens einen Unkostenbeitrag leisten wollte, lehnte er dies mit den Worten ab: „Wir sind hier auf dem Land, da hilft man sich einfach gegenseitig“. So sind Sie die Landmenschen oder auch noch bemerkt: die Harley Fahrer…Ich gab dann aber doch noch etwas mit für die Trinkkasse seines Servicepersonal. Lieben Gruß an dieser Stelle noch einmal an Jörg Goldammer, den Besitzer des Saloons! Unterkunft für diesen Tag fand ich im Gasthof Willenbrink in Lippborg. Uriges gemütliches Fachwerkhaus, inhabergeführt mit nur wenigen EZ und DZ. Fahrrad fand Platz in der Garage. EZ nicht sehr groß aber ausreichend. Dafür wird man mit der Ausstattung des Hauses und der exzellenten Küche belohnt. Der Küchenchef persönlich kam an den Tisch und stellte Besonderheiten seiner Speisekarte vor und erklärte genau, woher er seine Zutaten bezieht. Für Alle die sich abends nicht nur auf Schnitzel und Steak reduzieren wollen, ist dies mein Gourmet Tipp der Tour. Frühstück am anderen Morgen nicht vom Büffet, sondern wird persönlich zelebriert! Es hat an nichts gefehlt und ich durfte mir Proviant für die Weiterfahrt mitnehmen.

Tag 3 Lippborg – Olfen

Entlang der Lippeauen und einem ersten Stop an einem Beobachtungspunkt komme ich mit 2 Ornithologen ins Gespräch, die kurz nach mir eintreffen und mir bereitwillig sehr viel über die zu dieser Zeit vorhandene Vogelwelt erzählen. Bei so viel neuem Wissen übersehe ich leider ein Hinweisschild und an Stelle der geplanten Wasserschlossschleife fahre ich auf der Hauptroute Hamm und dem Maximilianpark entgegen. Da mit 90 km heute meine längste Tour ist, erspare ich mir den kostenpflichtigen Besuch des Maximilianparks und des gläsernen Elefanten. Lieber radele ich gemütlich mal am Kanal, mal an der Lippe auf Bergkamen zu. Rast an der Marina, die bei gutem Wetter noch maritimer wirkt. Zur Abwechslung geht es jetzt auch einmal weg vom Wasser in ein Waldgebiet und sogar eine Steigung muss erklommen werden. Schließlich tauchen doch wieder Kanal und/ oder Lippe vor mir auf. Zwischen Wiesen und Weiden, vorbei an Traktoren, die Felder umpflügen erreiche ich meinen nächsten Stopp in Lünen. Bei einer aus frisch gepressten Zitronen bestehenden Zitronenschorle genieß ich die Sonne. Kurz vor meinem heutigen Ziel wird die Lippe noch vom Dortmund-Ems- Kanal überquert. Kurz vom Rad, hinauf auf die Kanalbrücke und siehe da ich habe Glück: nähert sich doch ein Schiff. Jetzt ist es auch nicht mehr weit zu meiner heutigen Station dem Hotel „Mutter Althoff“. Auch eine sehr gute Wahl: DZ zur Alleinnutzung, die Größe, sowohl vom Zimmer als auch vom Bad haut mich um.  Sehr geräumig und sehr modern eingerichtet. Da verschmerzt man auch, dass der WLAN Empfang nur im Restaurant problemlos funktioniert. Restaurant auch mit einer empfehlenswerten Karte. Frühstück am anderen Morgen lies auch keine Wünsche offen und auch hier: Mitnahme eines „Lunchpaketes“ kein Problem.

Tag 4 Olfen – Schermbeck

Kurz nach dem Start das 1. Highlight des Tages: Die historische Kanalbrücke „Alte Fahrt“. Von unten bietet die heutzutage wieder mit Wasser gefüllte Kanalbrücke ein imposanter Anblick und auf Ihr kann man den Blick in eine weite Auenlandschaft schweifen lassen. Die folgende Umleitung durch die Steveraue ist gut ausgeschildert und führt abseits der Lippe durch Wälder auf Ahsen zu.  Hier erwischt es mich dann kalt. Nur einige Tage vor meinem Start wurde die Lippebrücke in Ahsen gesperrt. Jetzt stehe ich praktisch auf der falschen Seite.  Also geht es gezwungenermaßen abseits der Route auf Haltern zu. Allerdings durchfahre ich hier auch eine schönes Waldgebiet, was den Ärger minimiert.Kurz vor Flaesheim hätte ich gerne die Lippefähre „Maifisch“ benutzt. Allerdings ist die Benutzung nur ab 2 Personen erlaubt (bei der steilen Böschung auch nachvollziehbar) und weit und breit ist kein anderer Radler in Sicht. So bleibt mir nur zurück zur Strasse und normal die Lippe mittels Brücke überqueren. Ab Flaesheim entscheide ich mich für die „Viktoria Schleife“, erscheint mir dieser Weg doch als der Reizvollere: rechts die Lippe, links der Weser-Datteln-Kanal. Zusätzlich ergibt sich in Flaesheim auch noch die Möglichkeit Schiffen beim Schleusen hautnah zu zu sehen. Anschließend steuere ich weiter zwischen Kanal und Lippe durch das alte Dorf Hervest auf Dorsten zu, die mit Ihrer kleinen Altstadt zur Besichtigung und Rast einlädt.  Mein heutiges Ziel ist das Hotel „Haus Mühlenbrock“ in Schermbeck. Ebenfalls ein inhabergeführtes Haus, mit afrikanischen Elementen im Restaurant und zum Teil auch in den Zimmern, wunderbar ruhig gelegen und doch nicht weit zum Ortskern.Ich bewohnte ein „normales“ Zimmer. Zum Abendessen zog es mich in das „Ramirez“, welches ich aus der Vergangenheit bereits kannte. Urgemütlich, tolle Küche und mit dem für mich schönsten Biergarten weit und breit. Das unbeständige leicht kühle Wetter ließ aber dieses Mal „nur“ einen Besuch in der Innengastronomie zu, die aber auch empfehlenswert ist. Jedenfalls fand  mein letzter Abend in fremden Gefilden so seinen würdigen Abschluss.

Tag 5 Schermbeck – Xanten

Mein letzter Tag auf dieser Route setzte mich ein wenig unter Zeitdruck, denn für die Rückfahrt musste ich mein Fahrrad 1 Tag vorher für einen bestimmen Zug anmelden. Ohne entsprechende Reservierung wird man auf Grund eng bemessener Kapazitäten mit dem Rad nicht mitgenommen. Und so galt es immer die Uhr im Auge zu behalten. Ab Hünxe wählte ich auch diese Mal wieder eine thematische Wegschleife „Die Lippemündungsschleife“ besteht für mich doch die Faszination darin, zur einen Seite die naturbelassene Lippe und zur anderen Seite die künstlich geschaffene Wasserstraße zu haben. In Wesel für mich dann ein erstes Ende dieser Tour mit der Mündung der Lippe in den Rhein. Vorher aber ein kurzer Abstecher in das Zentrum Wesels und ein Blick auf die alte Zitadelle, um dann über die imposante Weseler Rheinbrücke den Selbigen zu überqueren. Gleich am anderen Ende warten als imposantes Überbleibsel vergangener Zeiten die Reste der alten Weseler Eisenbahnbrücke, die im 2. Weltkrieg zerstört wurde. Und ein Hinweis auf eine vielleicht neue Radtour, „Die Boxteler Bahn“? Fast immer am schönen Vater Rhein entlang, vorbei an Wiesen, Weiden, durch kleine Dörfern strebe ich, mit nunmehr 2 Radlern aus Duisburg, Xanten entgegen. Wem Zeit bleibt, der sollte sich den Archäologischen Park anschauen. Da ich Ihn bereits kannte, galt mein Interesse dieses Mal mehr der historischen Innenstadt und dem Xantener Dom. Dann blieb noch Zeit für ein kleines Mahl auf dem Marktplatz, bevor ich dann Richtung Bahnhof zu meinem gebuchten Zug aufbrechen musste.

Als Erinnerung bleibt eine interessante Tour, die allerdings weniger am Wasser entlangführt, als es der Name vermuten lässt.